Proteste der Landwirte- von uns erklärt

Bürokratie:

Vorschriften und haarsträubende Dokumentationspflichten

·      Für quasi jeden Handgriff, den wir täglich tun, gibt es eine Vorschrift. So z.B. Fristen für die Ausbringung von Düngemitteln, (Mist, Gülle) mittlerweile zeitlich so eng geschnürt, dass niemand mehr weiß, was wann wo und wie ausgebracht werden darf.

Nicht einmal mehr das Landwirtschaftsamt.

·      Dazu: Komplizierte Zusammenhänge im Ausbringverbot, was Vorfrucht, Hauptkultur, Jahreszeit, Gebiet betrifft.

·      Nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Schutzgebieten,

(wie z.B. Wasserschutzgebiet, rotes Gebiet, Vogelschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet (mit IPS -Plus Vorschriften), Naturschutzgebiet, Biosphärengebiet) die es bei uns gibt, werden uns zusätzlich unzählige Vorgaben, Fristen und Verbote auferlegt, die aktuell nicht mehr umsetzbar sind, bzw. nicht selten weit entfernt von der guten fachlichen Praxis sind.

 

Vorschriften und haarsträubende Dokumentationspflichten

·      Beispiel: IPS -Plus-Maßnahme im Landschaftsschutzgebiet: die Notwendigkeit einer Pflanzenschutzmaßnahme muss bewiesen, dokumentiert und schriftlich begründet werden

·      Statistiken müssen täglich gefüttert werden: Zu nahezu allem sind wir verpflichtet, Daten zu melden (Statistisches Landesamt, Bodennutzungshaupterhebung, tägliche Dokumentationspflicht des Tagesgeleges, Tierzahlenregister, Tierveränderungen, Einstallungen, Ausstallungen, Mauser, Erntetermine mit Sorten, Erntemengen und noch vieles mehr).

     Problem: die Qualität der Arbeit bleibt auf der Strecke.

     Das Wesentliche steht nicht mehr im Mittelpunkt.

     Mittlerweile gilt es, selbst zu überlegen, was noch wirklich

     notwendig und wichtig ist, und was nicht.

     Mitunter fühlen wir uns wie gelähmt.

 

Politik – möchte alles, nur keine Lebensmittelproduktion in Deutschland

 Politisch ist es nicht gewollt, dass unsere Lebensmittel einen fairen Preis haben dürfen. Die Politik will günstige Lebensmittel, - das beruhigt die Gemüter …und die Wähler

·      Durch massive Subventionierung der kompletten Lebensmittelproduktion (Verarbeitung) soll dies erreicht werden, verbunden mit der Auflage, dass mit dem Geld, das an die Landwirte ausgegeben wird, auch so gewirtschaftet wird, wie es der Staat will, nicht wie es die gute fachliche Praxis verlangen würde.

·      Dieses Subventionssystem lehnen wir ab,- der Wert der Lebensmittel muss sich aus den Kosten der Produktion ergeben.

·      Wir wollen, dass wir Landwirte als Unternehmer behandelt werden und nicht als die „kleinen Bäuerchen“, die aus Überzeugung „ackern/ buckeln“ für einen Hungerlohn.

·      Wir sind mit Leib und Seele Landwirte, - aber auch Unternehmer. Wie jeder andere Unternehmer auch, mit Einnahmen, Ausgaben, Gewinn, etc.

 

Wahrnehmung

·      2% unserer Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft und/oder gekoppelt an die Landwirtschaft.

·      98% unserer Bevölkerung wissen „Bescheid“ über die Landwirtschaft,- was richtig, was falsch gemacht wird, was verbessert werden muss. Kaum eine andere Branche muss sich so vielen Beobachtern und selbsternannten Experten stellen wie die Landwirtschaft. Das verwundert uns, denn faktisch haben Landwirte eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen und arbeiten nicht selten als Techniker oder Meister auf ihren oder anderen Betrieben.

·      Auch die großen politischen Themen hängen eng an der Landbewirtschaftung (Umweltschutz, Tierschutz, Klimawandel) und werden nicht selten auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen. (Eine Lobby für 2% der Bevölkerung ist wohl auch schwer zu finden und zu begründen)

 

Medien

 Von den Medien würden wir erwarten, dass sie sich wieder für das „Normale“ interessieren und dieses auch beachten.

Nicht selten sind die Medien voll von Besonderheiten, Nischen, Extras aus der Landwirtschaft.

Dabei bleibt bei der Berichterstattung oftmals auf der Strecke, dass man von diesen Dingen nicht leben kann.

 

Da wollen wir aber nicht zu schwarz malen, denn: in vielen anderen Branchen ist es genauso. Die sogenannte Berichterstattung entspricht oftmals nicht der ganzen Realität. Reißerische, emotionale Beiträge, die in bestimmte Richtungen steuern sollen, lehnen wir ab.

·      Wir als normaler Betrieb, der „nur“ Eier und Kartoffeln hier regional produziert, nachhaltig denkt und Produkte für die Grundversorgung herstellt, ist quasi „out“. Damit wirbt man keine Leserstimmen.

 

 

Zusammenarbeit in der Landwirtschaft

Bei all diesen Schwierigkeiten, die wir heute aufgeführt haben (da sind die Extremwetterlagen noch gar nicht erwähnt), versteht es sich eigentlich von selbst, dass Landwirte zusammenstehen müssen, um nicht noch mehr Probleme zu schaffen, als es ohnehin schon gibt.

Wie könnte das aussehen?

·      Zuerst einmal bedeutet „zusammen“ nicht „gegeneinander“

·      für faire, ehrliche Preise eintreten, statt sich mit Schlenderpreisen zu unterbieten

·      dem Verbraucher ehrlich gegenübertreten und das Vertrauen, welches er in unsere Lebensmittel hat, nicht enttäuschen

·      Leben und leben lassen